Die Glocke, Freitag 18. Mai 2018

Volle Fahrt voraus für die wilden Piraten der Nacht


Von unserem Redaktionsmitglied DORIS PIEPER

Gutersloh (gl). Totenkopf auf der Augenklappe? Alles klar, dieser die Treppe heraufsturmende Knirps will auf große Kaperfahrt gehen. Zielstrebig eilt der Sechsjährige durchs wuselige Volk, das sich da aufgeregt im Theater Gutersloh tummelt, schiebt störende Landratten zur Seite und wirft Anker im großen Saal – bereit für das Abenteuer, das die Schüler der Paul-Gerhardt-Schule ihm garantiert bieten werden. Hey! Ho! Vorhang auf und Bühne frei für die „Piraten der Nacht“.

Im Kielwasser von Mecker-Martha, Messer-Mike und Mondschein-Mary, flankiert von Pistolen-Pit, Säbel-Sam und Haken-Hein, haben die überwiegend jungen Besucher gestern im ausverkauften Haus die mittlerweile 21. Premiere der stetig nachwachsenden, schuleigenen Theatertruppe „Sternschnuppe" erlebt.

Hatten sich die Dritt- und Viertklässler in den vergangenen Jahren schon erfolgreich – und immer in komplett selbstausgedachten Stücken – durch dichten Dschungel geschlagen, geheimnisvolle Burgen erkundet oder ein menschenfreundliches Insel-Zuhause gesucht, so beschwören sie diesmal auf die ihnen eigene, typisch mitreißende, spiel-, gesangs- und tanzfreudige Art das aufregend-anstrengende Seeräuber-Dasein. Und wie immer entfaltet sich vor den Augen eines staunenden Publikums ein aufwändiges, beeindruckend detailfreudig inszeniertes Schauspiel voller Poesie und Magie – einschließlich Möwengkrächz und floureszierendem Meeresleuchten. Diese Theaterbegeisterung ist ein wahrer Schatz.

Die Schul-Piraten kommen nicht wie Jack Sparrow auf der Black Pearl angesegelt. Diese Geschichte beginnt vielmehr im Garten beim Kindergeburtstag der Zwillinge Kim (Melina Stefan) und Claas (Johannes Schütt), auf dem es prompt zum Streit zwischen Jungen und Mädchen kommt. Daraufhin sagen die Eltern die geplante Übernachtungsparty samt Schatzsuche ab und die Geburtstagskinder müssen allein im Zelt bleiben. Im Traum aber hissen sie die Segel, gehen als Käpt'n Kim und Claas samt Mannschaft auf große Fahrt.

 

Ab in die Haifisch-Bar

Gütersloh (dop). Den musikalischen Wind in die Segel bläst ihnen die sechsköpfige HaifischBand (bestehend aus Schulrektorin Gabriele Rasche, deren Tochter Lena und Ehemann Christian, der als Leiter der ESG-Big-Band gleich noch drei kräftig in die Tasten und Saiten greifende Kollegen mitbringt). Und so wird zu ,,Sailors Hornpipe" erstmal ordentlich das Deck geschrubbt, zum „Safari"-Sound eine Affeninsel erkundet und zur Erkennungsmelodie aus dem „Fluch der Karibik" so manche Schlacht geschlagen.


Welch ein Piratenleben – Kugelfisch hin, Pistolenkrebse her – und darauf eine ordentliche Buddle Rum. Die genehmigen sich die für die rundum gelungene Inszenierung verantwortlichen Lehrerinnen Karin Heinze, Hanna Kühlmann, Wilma Lemke, Nadine Neumann, Ranghild Raumann, Leonie Schulte und Elke Schulte-Fründt zusammen mit Schul-Hausmeister und Tausendsassa Karl-Heinz Drücker als tangotanzende Gäste der Haifischbar.


Nicht nur dafür gibt es lautstarken Applaus. Beim Klabautermann!


Hätte Gütersloh einen Kulturpreis zu vergeben, die unermüdlich-ideenreichen Sternschnuppen hätten ihn verdient.